Wikinger der Liebe by Josie Litton
Autor:Josie Litton
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783442358175
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2003-07-01T22:00:00+00:00
12
Ein lebhafter Wind füllte die Segel der beiden Langschiffe, während sie die Meerenge südlich vom Hafen Hamtun durchquerten. Dort vereinten sich die Flüsse Test und Itchen, gegenüber der rautenförmigen Insel mit dem Kalkfelsen, der sich wie ein Rückgrat über die ganze Breite des Eilands hinweg zog, und der Zusammenfluss verursachte hohe Wellen.
Ausnahmsweise wollte Krysta nicht am Ruder stehen. Sie begnügte sich damit, Hawk zu beobachten. Geschickt manövrierte er das Schiff zwischen der Kiesküste und den Kalkklippen der nahen Insel hindurch. Auf seinem Haar glänzte Sonnenlicht. Wenn er lächelte, hoben sich seine Zähne schneeweiß vom gebräunten Gesicht ab. Er trug kein Hemd, nur seine Breeches. Sogar hier draußen auf dem Wasser herrschte an diesem spätsommerlichen Nachmittag angenehme Wärme.
Drei Tage lang waren sie mit günstigem Wind gesegelt und nur nachts vor Anker gegangen. Seit drei Tagen sah Krysta die schöne Landschaft mit ihren grünen Tälern, rauschenden Flüssen und Kalkgebirgen vorbeiziehen. Drei Tage lang hatte sie sich bemüht, nicht an den Mann zu denken, der stets in ihrer Nähe blieb. Kein einziges Mal hatte er das Geständnis ihrer Liebe erwähnt, ebenso wenig ihre Überzeugung, dass sie nicht heiraten dürften. Offensichtlich wollte er beides ignorieren. Aber sie fragte sich, ob das mangelnde Interesse in Wirklichkeit die Taktik eines meisterhaften Strategen war.
Hin und wieder berührte er sie, niemals begehrlich oder romantisch, immer nur ganz leicht und scheinbar unpersönlich. Mit starker Hand hielt er ihren Arm fest, wenn das Schiff schaukelte. Oder er strich mit einem Finger über ihre Wange, um einen Tropfen Gischt wegzuwischen. Manchmal spürte sie seinen Schenkel an ihrem, wenn sie nebeneinander saßen. Deshalb blieb ihr seine Nähe auch körperlich stets bewusst. Und die Nächte... Hawk bestand darauf, an ihrer Seite zu schlafen, mit der Erklärung, an Bord sei wenig Platz und jeder müsse sich etwas einschränken. Ihr Widerstreben tat er als lächerlich ab, als gäbe es auch nur einen einzigen vernünftigen Grund, warum sie Einwände erheben sollte. Wie sie zugeben musste, fasste er sie nachts niemals an. Aber jeden Morgen stellte sie zerknirscht fest, dass sie sich an ihn schmiegte. Zum Glück gewann sie den Eindruck, er würde tief und fest schlafen, ohne ihre Schwäche zu bemerken. Nur deshalb wurde ihr eine Demütigung erspart.
O ja, es war eine Schwäche, die wie süßer Wein durch ihre Adern floss und ihr Gehirn benebelte. Hundert Mal, nein, tausend Mal ertappte sie sich dabei, dass sie ihn anstarrte. Weder die reizvolle Landschaft noch ihr geliebtes Meer konnten sie fesseln. Aber Hawks Anblick zog sie unwiderstehlich in seinen Bann. So wundervoll sah er aus, das Ideal männlicher Schönheit... Und sie entsann sich viel zu deutlich, wie sie in seinen Armen gelegen hatte. Mit einem leisen Stöhnen, das ihm nicht entging, wandte sie sich von ihm ab.
»Stört dich irgendetwas?«, fragte er in freundschaftlichem Ton. Wortlos schüttelte sie den Kopf. Damit begnügte er sich nicht. »Bist du sicher? Heute segeln wir auf ziemlich hohen Wellen. Hast du Magenbeschwerden?«
Verärgert über seine beiläufige Fürsorge erwiderte sie: »Nein, ich werde niemals seekrank.«
»Dagegen ist niemand gefeit. Auch mir wurde einmal übel, als wir vor der gallischen Küste in einen wilden Sturm gerieten.
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